In der Industrie oder auf dem Bau werden schwere Lasten bewegt, die entsprechend gesichert werden müssen. Für Menschen, die in absturzgefährdeten Bereichen, wie an Fassaden, auf Dächern sowie bei Wind- oder Wasserkraftanlagen Servicierungen oder Wartungen vornehmen, kommen ebenfalls Sicherungsmittel zum Einsatz.
All diese Bereiche zählen zu Arbeitsplätzen mit erhöhtem Sicherheitsrisiko und müssen per Gesetz von den Baustellenbetreibern bzw. Arbeitgebern abgesichert werden. Eine zentrale Rolle dabei spielen "Verbindungs- und Anschlagmittel". Erstere dienen als Bindeglied zwischen dem Einzelanschlagpunkt an der tragenden Struktur und der Last – in unserem Fall dem Menschen. Zweitere sind diverse Bänder, Schlingen, Ketten etc. zum Transport von Materialien. Aber auch Anschlagpunkte, die in der Absturzsicherung verwendet werden, zählen per Definition zu den Anschlagmitteln.
Wann welches Anschlagmittel zum Einsatz kommt, was der Unterschied zu einem Verbindungsmittel ist und was bei der Wartung dieses Sicherheitsequipments unbedingt zu beachten ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.
"Anschlagmittel sind nicht zum Hebezeug gehörende Einrichtungen, die eine Verbindung zwischen Tragmittel und Last oder Tragmittel und Lastaufnahmemittel herstellen. [...] Tragmittel und Anschlagmittel müssen entsprechend der besonderen Gefährdung beim Betrieb und den beim Betrieb auftretenden Belastungen beschaffen und ausreichend bemessen sein." (Wikipedia)
Beispiele für Anschlagmittel
Eine bewegliche Lastaufnahme benötigt dabei andere Arbeitsmittel als eine statische. Unterschiedlich hohe Tragfähigkeiten spielen auch eine Rolle. Je nach den auftretenden Belastungen finden unterschiedliche Mittel ihre Anwendung.
- Ein Sicherheitsseil besteht meist aus hochfestem Polyamid oder Polypropylen und bietet neben einer hohen Belastbarkeit auch Flexibilität bei der Arbeit.
- Eine Kette (bzw. Anschlagketten) aus hochfestem Stahl wird meist zum Heben von schwerem Equipment sowie in industriellen Umgebungen eingesetzt.
- Hebebänder bestehen aus hochfestem Polyester und sind aufgrund ihres geringen Gewichts vor allem dann geeignet, wenn es beim Heben von Lasten um Flexibilität und Leichtigkeit geht.
- Hebegurtschlingen sind spezielle Gurte aus Polyestergewebe, die sich gut für den flexiblen Transport von Lasten in verschiedenen Arbeitsumgebungen eignen.
- Rundschlingen aus hochfestem Nylon oder Polyester bieten ein hohes Maß an Flexibilität und Tragfähigkeit. Sie kommen auch in schwierigen Positionen zum Einsatz.
- Lösbare Verbindungsteile sind Verbindungsglieder zwischen verschiedenen Anschlagmitteln oder Lasten aus Stahl oder Aluminium, die leicht anpassbar sind und je nach Bedarf konfiguriert werden können.
Je nach Anschlagvorgang ist zudem zwischen schraub- bzw. anschweißbaren Anschlagmitteln zu unterscheiden, die drehbar oder nicht drehbar in verschiedenen Stabilitätsklassen zur Verfügung stehen. Eine eingehende Schulung der Arbeitskräfte ist von entscheidender Bedeutung, damit diese die jeweilig passenden Anschlagmittel korrekt anwenden können.
Weiterführende Links für den DACH-Raum:
AUVA: 12-teilige Posterserie "Lasten sicher anschlagen!"
DGUV: "Anschlagmittel"
SUVA: „Checkliste: Anschlagmittel sicher und richtig einsetzen“
Hochwertige Anschlagmittel in der Absturzsicherung
Selbst eine Absturzsicherung höchster Güteklasse versagt, wenn die verwendeten Anschlagmittel nicht den Kräften eines Absturzes standhalten. In der Absturzsicherung ist ein Anschlagpunkt ein Anschlagmittel. Der Anwender verbindet sich mit der persönlichen Schutzausrüstung am Anschlagpunkt und sichert sich so gegen Absturz.
Im Gegensatz zum Verbindungsmittel weist ein Anschlagmittel keine dämpfende Wirkung auf! Das bedeutet, dass Falldämpfer zur Reduktion des Fangstoßes beim Absturz nur bei Verbindungsmitteln zu finden sind. Dies ist der Hauptunterschied, der im Kontext von Absturzsicherung, unbedingt bekannt sein sollte.
Anschlagmittel vs. Verbindungsmittel in der Absturzsicherung
Arbeitsmittel, die zum Lastentransport verwendet werden, wie Hebegurt-, Rundschlingen, etc., finden in der Absturzsicherung keine Anwendung. Sie haben keine dämpfende Wirkung und können die Kräfte, die durch einen Absturz entstehen, nicht kompensieren! Per Definition fällt jedoch der Anschlagpunkt in der Absturzsicherung unter die Bezeichnung des Anschlagmittels.
Anschlagmittel zum Transport von Lasten sind nicht für die Sicherung von absturzgefährdeten Menschen geeignet! Stattdessen gilt es ein für die Absturzsicherung zugelassenes Verbindungsmittel zu verwenden. Dieses dient als Bindeglied zwischen der Arbeitskraft in ihrer persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) und dem jeweiligen Anschlagpunkt.
Die gängigsten Verbindungsmittel sind:
- Höhensicherungsgeräte: Diese finden in der Überkopf Anwendung Einsatz und funktionieren ähnlich wie ein Autogurt, indem sie den Fall "stoppen". Das Seil wird permanent auf die richtige Länge eingestellt und hat somit eine quasi automatische Schutzwirkung.
- Einstellbare Verbindungsmittel: Im Gegensatz zum Höhensicherungsgerät (oder kurz HSG) gibt es auch Verbindungsmittel, deren Länge manuell ein- und nachgestellt werden muss, um Schutz zu gewähren. Sie bestehen aus Karabiner zum Einhängen in die Anschlageinrichtung, Falldämpfer, Seil und Karabiner zum Einhängen in den Auffang- oder Rückhaltegurt.
Bei Absturzgefahr spielt auch der Kantenschutz eine Rolle. Gleitet das Verbindungsmittel beim Absturz über eine Kante, wird es immenser Belastung ausgesetzt und kann durch das Scheuern reißen. Sind Kanten im Absturzbereich, ist dies in der Wahl der Schutzausrüstung mitzudenken. PSA-SHARK besitzt beispielsweise einen Stahlkern und den Scharfkantentest - es bietet somit optimalen Schutz für diesen Anwendungsfall.
PSA-VERBINDUNGSMITTEL
PERSÖNLICHE SCHUTZAUSRÜSTUNG PSA
Anschlagpunkte EAP / SDH
Sichere Verbindung von System / Anschlagöse mit den Untergrund
Eine sichere Verbindung von System/Anschlagöse mit unterschiedlichen Untergründen.
Wartung und Prüfung
Um optimale Sicherheit zu gewährleisten, ist es entscheidend, die Absturzsicherungskomponenten und alle eingesetzten Anschlagmitteln regelmäßig zu warten und gemäß den Herstellervorgaben zu prüfen. Nur sachkundige Personen sollten die Überprüfung vornehmen und eine umfassende Dokumentation der Ergebnisse erfassen. Verbindungs- und Anschlagmittel ohne Herstellerkennzeichnung sind tabu!
Außerdem müssen jegliche Anzeichen von Verschleiß oder Beschädigungen sofort behoben werden. Mitunter muss das entsprechende Mittel ersetzt werden - dies ist beispielsweise bei Litzenbrüchen, Gewebeeinschnitten oder abgenutzten Kettengliedern der Fall. Beachten Sie auch die sogenannte Ablegereife bei Anschlagmitteln.
Zudem sind die sorgfältige Lagerung von Anschlagmitteln, sowie die korrekte Anwendung entscheidend, um eine effektive Absturzsicherung zu gewährleisten. Eine Missachtung kann nicht nur persönliches Leid verursachen, sondern auch rechtliche Folgen mit sich bringen. Zudem kann mitunter der Versicherungsschutz entfallen.
Achten Sie auf diese Punkte:
- Herstellerkennzeichnung
- Höchstzulässige Tragfähigkeit bzw. Personenanzahl
- Sichtprüfung vor jeder Benutzung
- Kantenschutz: Seile und Hebebänder dürfen nicht ungeschützt über scharfkantige Profile gezogen werden, da sie sonst beschädigt werden und reißen könnten.
- Trockene und luftige Lagerung zum Schutz vor Witterungseinflüssen und aggressiven Stoffen