09.01.2025 | Rechtliche Grundlagen

AUVA Absturzsicherung

Absturzunfälle zählen nach wie vor zu den häufigsten und folgenschwersten Arbeitsunfällen in Österreich. Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) spielt eine zentrale Rolle bei der Prävention dieser Unfälle durch die Festlegung von Sicherheitsstandards, Schulungen und Überwachung. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige über die gesetzlichen Anforderungen, Absturzsicherungssysteme sowie deren Installation und Wartung.

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Die AUVA setzt auf ein umfassendes Sicherheitskonzept, um Absturzunfälle zu verhindern: Von der Entwicklung von Standards über die Beratung bis zu Schulungen.

Ein Mann in PSA steht vor einem Geländer zur Veranschaulichung der AUVA Absturzsicherung Maßnahmen.

Warum die AUVA auf verstärkte Prävention setzt

Die Statistiken der AUVA sprechen eine deutliche Sprache: In österreichischen Betrieben wurden 2023 rund 20.000 Stürze bzw. Abstürze gemeldet – Unfälle, die zu den gefährlichsten gehören, da sie häufig schwere oder sogar tödliche Verletzungen zur Folge haben. Absturzsicherung bezeichnet alle technischen, organisatorischen und persönlichen Schutzmaßnahmen, die dazu dienen, Absturz von Personen bei Arbeiten in der Höhe zu verhindern. Besonders gefährlich sind Tätigkeiten auf Dächern, bei denen selbst kleinste Unachtsamkeiten fatale Folgen haben können. Hier kommt die AUVA ins Spiel: Als gesetzlicher Unfallversicherungsträger entwickelt sie Präventionsstrategien, berät Unternehmen und unterstützt aktiv bei der Umsetzung von Sicherheitsstandards, um solche Unfälle zu vermeiden.

INNO Gut zu wissen:

Informationen für die Planungsgrundlagen von Anschlageinrichtungen, sowie Anwendungsbeispiele zur Planung erhalten Sie hier in diesem, sowie anderen Wikibeiträgen, natürlich auch direkt bei der AUVA - oder Sie nutzen den INNOTECH Planungsservice.

Kernaufgaben der AUVA im Bereich Absturz

Die AUVA verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Prävention von Absturzunfällen durch vier zentrale Aufgabenbereiche.

  • In der Präventionsarbeit entwickelt sie maßgeschneiderte Sicherheitskonzepte, die sowohl technische als auch organisatorische Lösungen umfassen. Zur Unterstützung stellt sie umfassende Informationsmaterialien bereit, darunter das Merkblatt zur “Evaluierung von Sturz- und Absturzgefahren von Personen” sowie die Broschüre “Sicheres Arbeiten auf Baustellen”.
  • Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Aus- und Weiterbildung gemäß der Verordnung über persönliche Schutzausrüstung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der praktischen Schulung von "atypischen" Dacharbeitern, sowie Sicherheitsfachkräften im korrekten Umgang mit Schutzausrüstung.
  • Als Partner der Unternehmen unterstützt die AUVA bei der Evaluierung und Kontrolle von Absturzrisiken. Mit gezielt entwickelten Checklisten und fundiertem Fachwissen begleitet sie Betriebe bei der Erkennung von Gefahrenstellen und der Entwicklung geeigneter Schutzmaßnahmen.
  • Die kontinuierliche Forschungsarbeit ermöglicht es der AUVA, aus Unfallanalysen neue Präventionsansätze abzuleiten. Diese Erkenntnisse fließen direkt in die Weiterentwicklung von Sicherheitsvorgaben und Schutzausrüstungen ein.

 

Von Gesetz zu Praxis: Der rechtliche Rahmen

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen bilden die Grundlage für die präventiven Ansätze der AUVA zur Sicherung vor Absturz. Die Absturzsicherung in Österreich basiert auf drei zentralen gesetzlichen Säulen: dem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG), der Arbeitsstättenverordnung (AStV) und der Bauarbeiterschutzverordnung (BauV).

Die AUVA unterstützt Unternehmen bei der praktischen Umsetzung dieser gesetzlichen Vorgaben durch praxisnahe Handlungsanleitungen. Ergänzt werden diese nationalen Vorschriften durch europäische Normen wie “Persönliche Absturzsicherung” und “Anschlageinrichtungen”, die verbindliche Standards für Hersteller und Betreiber definieren. Auf Basis dieser können geeignete Anschlageinrichtungen installiert werden.

Sichere Arbeit durch die AUVA

Die Sicherheitsanforderungen richten sich nach dem jeweiligen Arbeitsumfeld: Auf Baustellen sind Absturzsicherungen ab einer Höhe von mehr als 2 Metern verpflichtend (§§ 20, 61 ASchG), in Arbeitsstätten bereits ab mehr als einem Meter. Die gesamte Dachfläche gilt als Gefahrenbereich, wobei der Bereich bis zu 2 Metern zur Absturzkante besondere Schutzmaßnahmen erfordert und speziell abgegrenzt werden muss, wenn das Dach von Personen begangen, dort aber keine Arbeiten durchgeführt werden sollen. Auch der Zugang zur Dachfläche muss gesichert möglich sein.

Die AUVA unterstützt Unternehmen bei der praktischen Umsetzung dieser Vorgaben durch praxiserprobte Anleitungen – von der Gefährdungsbeurteilung bis zur regelmäßigen Wartung. Damit wird ein einheitlicher Standard in der praktischen Umsetzung der Arbeitsschutzvorschriften sichergestellt, um sichere Arbeit zu gewährleisten.

Arten von Absturzsicherungssystemen

In der Praxis gibt es nicht die eine Lösung für Absturzsicherheit bzw. für alle Fälle geeignete Anschlageinrichtungen – stattdessen differenziert die AUVA zwischen permanent installierten und flexiblen, temporären Systemen, die auf sorgfältiger Gefährdungsbeurteilung, örtlichen Gegebenheiten und der Art der durchzuführenden Arbeiten basieren.

 

Permanente Systeme

Für permanente Anwendung und Nutzung bieten folgende geeignete Absturzsicherungen eine dauerhafte Schutzlösung:

Seilsystem AIO
"All in one"

Das vielseitig einsetzbare Seilsystem AIO sichert permanent und verlässlich entlang von absturzgefährdeten Bereichen.

Das leistungsstarke und variantenreiche Seilsystem AIO

Ob auf dem Flach- & Steildach, im industriellen Umfeld, im Energiebereich, bei Masten oder anderen Anwendungsbereichen, das Thema Sicherung gegen Absturz ist immer präsent. Das leistungsstarke Seilsystem AIO, schafft eine permanent geführte Sicherung entlang von absturzgefährdeten Bereichen.

Schienensystem TAURUS

Kurven, Neigungen, Schräglagen und natürlich gerade Strecken, das Schienensystem TAURUS ist so vielfältig wie die möglichen Anwendungsbereiche.

Das starke und flexible Schienensystem TAURUS

Das flexible Schienensystem TAURUS für alle Untergründe bietet Personen an absturzgefährdeten Standorten die Möglichkeit, sich optimal am beweglichen Anschlagpunkt oder am mitlaufenden Auffanggerät zu sichern.

Geländersicherung BARRIER

Das variable Geländersystem. Optimaler Kollektivschutz dank der farblich anpassbaren und universell einsetzbaren Geländersicherung BARRIER.

Das variable Geländersystem BARRIER

Beim Betreten von erhöhten Bereichen stellen Absturzkanten (wie Dachkanten etc.) einen Gefahrenbereich dar. Die Geländersicherung BARRIER löst dieses Problem, indem sie die Gefahr eliminiert.

Anschlagpunkte EAP / SDH

Eine sichere Verbindung von System/Anschlagöse mit unterschiedlichen Untergründen.

Sichere Verbindung von System / Anschlagöse mit den Untergrund

In Kombination mit einer Anschlagöse wird ein Einzelanschlagpunkt geschaffen. ANSCHLAGPUNKTE können auch dazu dienen, Systeme (Seil-, Schienensicherung) an vielfältigen Untergründen zu befestigen.

Die Gestaltung erfolgt nach den strengen Vorgaben der AUVA sowie u.a. den Normen EN 363 und EN 795, wobei jedes System individuell an die Gegebenheiten des Arbeitsplatzes angepasst wird.

Anwendungs-beispiele zur Planung

Bei der Planung permanenter Absturzsicherungssysteme spielen die Gebäudehöhe und Dachbeschaffenheit (u.a. auch die Dacheindeckung) eine entscheidende Rolle. Für Flachdächer über 17 Meter Länge gelten besonders strenge Sicherheitsanforderungen. Hier muss das Sicherungssystem einen Mindestabstand von 2,5 Metern zur Absturzkante einhalten, um eine sichere und effiziente Schneeräumung zu gewährleisten. Zusätzliche geeignete Anschlagpunkte in den Eckbereichen tragen dazu bei, kritische Sicherheitszonen zu minimieren.

Auch bei Flachdächern bis zu 17 Metern Länge ist der Mindestabstand von 2,5 Metern zur Absturzkante einzuhalten. Die Dimensionierung der Sicherheitszonen unterscheidet sich jedoch entsprechend der geringeren Gebäudehöhe. In beiden Fällen muss die Planung eine ganzheitliche Zugänglichkeit für Wartungsarbeiten gewährleisten, ohne dabei die Sicherheitsstandards zu kompromittieren.

Ein Beispiel für ein permanentes System ist die horizontale Anschlageinrichtung entlang des Firstes in Kombination mit Sicherheitsdachhaken. Diese Lösung eignet sich besonders für regelmäßige Wartungsarbeiten und Schneeräumung entlang der gesamten Dachfläche. Sie bietet eine dauerhafte Absicherung bei häufigem Zugang zum Dach und ist ein bewährtes System für den Schutz bei solchen wiederkehrenden Arbeiten.

 

Temporäre Schutzeinrichtungen

Für zeitlich begrenzte Arbeiten empfiehlt die AUVA flexible Sicherheitslösungen wie mobile Seitenschutzsysteme, temporäre Horizontallebenslinien, Schutznetze und Fanggerüste. Diese flexiblen Systeme lassen sich rasch auf- und abbauen und bieten auch bei wechselnden Arbeitsbedingungen zuverlässigen Schutz.

MFS-SYSTEM

Modulare Fenster Sicherung MFS

Die Modulare Fenster Sicherung MFS kommt überall dort zum Einsatz, wo durch offene Fenster oder Wandöffnungen eine Absturzgefahr besteht. Egal ob es sich um Standardfenster, Fenster mit anspruchsvollen Dimensionen, Wandöffnungen oder Fenster ...

TEMP-SEILSICHERUNGSSYSTEM

Temporäre Sicherung TEMP

Das TEMP-Seilsicherungssystem von INNOTECH kommt überall dort zum Einsatz, wo eine Horizontale kurzfristig gegen Absturz gesichert werden muss. Dies kann sowohl auf Baustellen oder in den Industrie-Bauwerkseinrichtungen verschiedenster ...

EAP-MOBI

Lichtkuppelsicherung EAP-MOBI

Die mobile Lichtkuppeldurchsturzsicherung EAP-MOBI von INNOTECH kann als Durchsturzsicherung, wie auch als Einzelanschlagpunkt für eine Person verwendet werden. Sie gewährleistet ideale Sicherheit speziell bei Räumungs- oder ...

Individuelle Schutzlösungen

Wenn technische Schutzmaßnahmen nicht ausreichen, empfiehlt die AUVA den Einsatz persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA). Bei vertikalen Auf- und Abstiegen, wie beim Besteigen von Kranen, Mastsystemen oder Stahlkonstruktionen, sind durchgehende Absturzsicherungssysteme für Arbeitnehmer entscheidend.

Arbeiten auf Kränen erfordern aufgrund der erheblichen Höhen spezifische Sicherheitslösungen. Je nach Krantyp variieren die Absturzsicherungskonzepte. Seilsicherungssysteme wie das VERT-SEILSYSTEM ermöglichen eine kontinuierliche Sicherung, die in Kombination mit einem Auffanggurt wie dem STRING einen umfassenden Schutz bei vertikalen Bewegungen gewährleistet.

 

Umsetzung & Best Practices

 

Gefährdungsbeurteilung

Die AUVA empfiehlt eine umfassende Gefährdungsbeurteilung, die eine systematische Identifikation von Absturzgefahren gemäß dem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz beinhaltet. Bei der Beurteilung von Dacharbeiten werden insbesondere drei zentrale Absturzrisiken berücksichtigt:

  • Der Sturz vom Dachrand
  • Das Durchbrechen durch Dachflächen
  • Der Sturz durch Dachöffnungen

Dabei wird besonderes Augenmerk auf die detaillierte Bewertung der Sturzhöhe gelegt, wobei bereits Arbeitsstätten ab einem Meter Höhe kritisch analysiert werden. Die Beurteilung berücksichtigt spezifische europäischen Normen wie EN 363 und zielt darauf ab, maßgeschneiderte Schutzkonzepte für diese verschiedenen Gefährdungsszenarien zu entwickeln und eine ausreichende Planung zu gewährleisten. Dieser ganzheitliche Ansatz ermöglicht eine präzise und vorausschauende Bewertung potenzieller Absturzrisiken.

Installations-anforderung

Entsprechend den AUVA-Richtlinien dürfen Absturzsicherungssysteme nur von Fachkräften installiert werden, die die spezifischen Anforderungen der Bauarbeiterschutzverordnung kennen. Die Installation von geeigneten Anschlageinrichtungen muss die branchenspezifischen Empfehlungen der AUVA berücksichtigen, insbesondere bei komplexen Arbeitssituationen wie Dacharbeiten oder Industrieanlagen.

Wartungs- und Prüfungspläne

Die AUVA definiert klare Prüfungsintervalle basierend auf gesetzlichen Vorgaben. Dazu gehören jährliche Hauptuntersuchungen, tägliche Sichtkontrollen und zusätzliche Prüfungen nach sicherheitsrelevanten Ereignissen. Diese Überprüfungen orientieren sich an den präventiven Ansätzen der AUVA zur Unfallvermeidung.

 

Dokumentationspflichten

Die Anbringung von Absturzsicherungen muss festgehalten werden. Der Montageverantwortliche muss eine lückenlose Dokumentation (Fotodokumentation, Abnahmeprotokoll, etc.) vorlegen und erbringt so den Nachweis einer sach- und fachkundig erbrachten Montage. Dies ist die unverzichtbare Grundlage für spätere Überprüfungen.

Diese systematische Dokumentation ist entscheidend für die Präventionsarbeit der AUVA und den Arbeitsschutz. Der Nachweis einer fachgerechten Montage bildet die Grundlage für zukünftige Sicherheitsüberprüfungen und rechtliche Absicherung.

INNO Gut zu wissen:

Innotech bietet die Dokumentationssoftware INNO|doc an.

Prävention als Schlüssel zum Erfolg

Die Absturzsicherung stellt Unternehmen vor vielfältige Herausforderungen. Mit ihrem ganzheitlichen Präventionsansatz bietet die AUVA dabei umfassende Unterstützung – von der Entwicklung maßgeschneiderter Sicherheitskonzepte über die Bewertung von Absturzrisiken bis zur Schulung im Umgang mit Schutzausrüstung. Durch ihre Beratungsleistungen, praxisnahen Handlungsanleitungen und wissenschaftlich fundierten Präventionsstrategien hilft sie Unternehmen dabei, die gesetzlichen Anforderungen sicher umzusetzen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der konsequenten Anwendung der Sicherheitsstandards. Fachgerechte Installation der Sicherheitssysteme, deren regelmäßige Wartung und Prüfung sowie eine lückenlose Dokumentation sind dabei unverzichtbar. Mit diesem systematischen Vorgehen können Unternehmen die Sicherheit ihrer Arbeitnehmer durch Absturzsicherungssysteme und organisatorische Maßnahmen nachhaltig verbessern und einen wichtigen Beitrag zur Unfallprävention leisten.

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