Spannende Einblicke in den Arbeitsalltag eines Servicetechnikers für Windkraftanlagen
Interview: Das Thema Sicherheit aus Sicht eines Experten
Erneuerbare Energieträger sind ein elementares Puzzle-Teil auf dem Weg hin zu einem nachhaltigen Lebensstil. Und die Windkraft spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, den nötigen Strom sauber und klimaschonend zu erzeugen.
BWTS ist ein Spezialist für Services rund um die Gewinnung von erneuerbaren Energien, der seit seiner Gründung das Ziel verfolgt, grünen Strom langfristig erfolgreich zu machen. Erst kürzlich haben wir einem Servicetechniker von BWTS bei den Wartungsarbeiten an einer Senvion 3.4-Windkraftanlage über die Schulter geschaut.
Und die haben es in sich, denn ein derartiges Kraftwerk ist knapp 100 Meter hoch und befindet sich meist in exponierten Lagen. Das heißt, die Sicherheit aller Techniker, die sich in solche Gefahrenzonen vorwagen, hat hier oberste Priorität.
Wir von INNOTECH schauen uns daher regelmäßig im Detail an, welche speziellen Herausforderungen die unterschiedlichen Windkraftwerk-Modelle in der Praxis mit sich bringen und wie wir unserer Absturzsicherungendahingehend optimieren können.
So viel sei schon vorab verraten: Es war ein sehr spannender Tag. Aber lesen Sie selbst.
Der Start in den Tag
INNOTECH: Wie sieht Ihr Start in den Tag aus? Welche Tätigkeit ist heute geplant?
BWTS: Heute steht an dieser Windkraftanlage die 6. Jahreswartung auf der Agenda. Die Anlage erzeugt seit 6 Jahren Strom mit einer Nennleistung von 3.400,0 kW. Konkret sind heute diverse Reparaturen sowie die Hauptwartung bzw. sonstige noch anfallende Arbeiten zu erledigen, deshalb wurden die Servicetechniker von BWTS bestellt.
INNOTECH: Wie gehen Sie dabei konkret vor und worauf ist zu achten?
BWTS: Zuallererst erfolgt eine Anmeldung. Das ist sehr wichtig, denn die Betreiber der Windkraftanlagen müssen wissen, dass derartige Tätigkeiten vorgenommen werden, da die Anlage zu diesem Zweck abgeschaltet werden muss.
Nur so kann sicher gearbeitet werden. Zudem wissen die Betreiber, dass die jeweilige Windkraftanlage für die Zeit der Wartung keinen Strom liefert. Außerdem müssen sie im Notfall schnell reagieren können und daher genau wissen, wo sich die Servicetechniker in diesem Moment befinden.
Diese Vorgehensweise ist vor allem in puncto Sicherheit äußerst wichtig. Probleme welcher Art auch immer können jederzeit auftreten. Daher lautet das Prinzip: Vor der Arbeit anmelden und informieren.
INNOTECH: Alles klar, und was passiert nach der Anmeldung?
BWTS: Nach der Anmeldung loggen wir uns ein und die Windkraftanlage wird gestoppt. Erst wenn die Rotorblätter stehen, darf die Anlage betreten werden und der vertikale Aufstieg erfolgen. Entweder wie in diesem Fall über den Befahranlage oder direkt über eine Leiter mit entsprechender Absturzsicherung.
Herausforderungen beim Aufstieg
INNOTECH: Okay, diese Anlage hat eine Befahranlage, aber welche Herausforderungen bestehen beim vertikalen Aufstieg über eine Leiter? Was sind hier die konkreten Gefahren bzw. was sind die besonders neuralgischen Punkte?
BWTS: Es liegt auf der Hand: Die größte Gefahr geht von der enormen Höhe einer solchen Windkraftanlage aus – in diesem Fall sind es 96 Meter, die von den Wartungskräften zu bewältigen sind. Da besteht grundsätzlich immer die Gefahr eines Absturzes.
Deshalb gibt es auch je nach Bauart der Windkraftanlage einige Plattformen, die von den Wartungskräften genutzt werden, um sich auszuruhen. So ein Aufstieg ist sehr kräfteraubend. Diese Windkraftanlage hier verfügt über 4 Plattformen. Eine mittelgroße Windkraftanlage hat in der Regel über 4 bis 5 davon, die im Abstand von ca. 25 Meter angebracht sind.
INNOTECH: Und wie sehen die Sicherheitsvorkehrungen beim Aufstieg aus?
BWTS: Um die jeweilige Plattform zu erreichen, muss sich der Servicetechniker in seiner Persönlicher Schutzausrüstung(PSA) von der Sicherungslösung auf der Leiter wie beispielsweise einem Schienensystem in die Einzelanschlagpunkte(EAP) umhängen.
Die andere Möglichkeit ist es sich von der Befahranlage aus in die jeweiligen EAPs der Plattformen einzuhängen. Nur so ist der Überstieg mit möglichst wenig Risiko zu bewältigen. Obwohl zwischen Befahranlage und Plattform kein großer Spalt besteht, müssen die Servicetechniker auch dort immer mittels PSA und EAP gesichert sein.
Denn auch hier kann es immer wieder zu unerwarteten Zwischenfällen kommen – etwa, wenn die Technik nicht einwandfrei funktioniert. Die EAPs sollten im Idealfall von der Befahranlage gut erreichbar sein!
BWTS & Innotech zusammen an der Windkraftanlage

INNOTECH: Fährt die Befahranlage bis ganz nach oben?
BWTS: Nein. Die Servicetechniker müssen noch einen vertikalen Aufstieg bewältigen, um in das Maschinenhaus der Windkraftanlage zu gelangen. Natürlich unterscheiden sich die Windkraftanlagen je nach Typ und Bauart diesbezüglich voneinander.
So gibt es beispielsweise auch Windkraftanlagen, die über kein Maschinenhaus mehr verfügen. Wie dem auch sei, beim Übergang von der Leiter in Richtung Maschinenhaus ist die Platzierung von gut erreichbaren EAPs das Um und Auf, denn hier besteht für uns Servicetechniker ein Moment mit erhöhtem Gefahrenpotential.
INNOTECH: Und wie geht es nach dem Aufstieg weiter?
BWTS: Nach dem vertikalen Aufstieg, der mittels Schienensystem und dazu passendem Gleiter vonstatten ging, erfolgt das Umhängen in Einzelanschlagpunkte am oberen Ende der Leiter. Nach Durchstieg durch die Luke, diee ins Maschinenhaus führt, wird dies geschlossen, sodass an diesem Punkt keine Absturzgefahr mehr besteht.
INNOTECH: Okay, und was passiert dann im Maschinenhaus?
BWTS: Hier wird dann der Rotor gebremst bzw. zum Stillstand gebracht und mittels Bolzen arretiert, um einen möglichst sicheren Zustand für die Dauer der Arbeiten herzustellen. Ein fixierter Rotor ist außerdem wichtig, um den Kran, der für den Materialtransport genutzt wird, herunterlassen zu können.
Auch bei diesem Arbeitsschritt ist der Servicetechniker stets via EAP gesichert. Im Maschinenhaus werden dann alle geplanten respektive notwendigen Reparaturarbeiten sowie die Jahreswartungen durchgeführt.
Verbesserungspotenziale aus Praxissicht
INNOTECH: Wo würden Sie sich an einer Windkraftanlage wie dieser eine Verbesserung in puncto Absturzsicherung wünschen?
BWTS: Vor allem an der Leiter gibt es einige Bereiche, die immer wieder eine Challenge darstellen. Zudem sind EAPs oft nicht optimal positioniert und daher schwer erreichbar oder fehlen mitunter ganz. Hier besteht eine erhöhte Absturzgefahr.
Aber auch für die Führung des Seils ist eine optimale Platzierung der EAPs von entscheidender Bedeutung, da es durch scharfe Kanten beschädigt werden oder im schlimmsten Fall reißen kann. Das heißt, die richtige Platzierung der EAPs ist enorm wichtig – hier gibt es häufig Verbesserungspotenzial.
INNOTECH: Was befindet sich am Dach der Windkraftanlage?
BWTS: Draußen ist die Wetterstation mit der Windfahne angebracht, die entsprechend Daten über Windgeschwindigkeit und Windrichtung liefert. Manchmal ist am Dach der Anlage auch ein Sichtweitenmessgerät für Schattenwurfabschaltung verbaut.
All diese Geräte müssen im Rahmen einer Jahreswartung überprüft werden. Die Positionierung der EAPs variiert je nach Typ und Bauart der Windkraftanlage.
INNOTECH: Worauf ist an der Außenseite der Windkraftanlage zu achten und wo liegen hier die größten Gefahren?
BWTS: Generell sind auf allen Windkraftanlagen EAPs montiert und Arbeiten können relativ sicher durchgeführt werden. Aber ich muss gestehen, dass ich beim Betreten der Außenseite so mancher Windkraftanlage doch eher unentspannt bin.
Teilweise sind Streben vorhanden, die einen relativ nah an die Absturzkant führen. Darüber hinaus sind so manche Einzelanschlagpunkte auch hier nicht optimal platziert. Speziell in diesem Bereich wäre eine Verbesserung in puncto Absturzsicherung wünschenswert.
Wenn Sie Fragen zur Sicherheit auf Windkraftanlagen haben, kontaktieren Sie uns am besten gleich jetzt. Unsere Experten beraten Sie gern!
Und: Laden Sie sich auch unsere Checkliste dazu herunter!
Über den Autor

Michael Pett
Schon seit vielen Jahren steht Arbeitsschutz für Michael Pett an oberster Stelle. Als Head of Business Operation bei einem Trainingsprovider entwickelte Pett Standards für die Global Wind Organisation und Rettungskonzepte für diverse Offshore-Plattformen, um diese sicherer zu machen. Seine Praxisexpertise war ausschlaggebend für die Weiterentwicklung bzw. Optimierung moderner und zertifizierter Innotech-Absturzsicherungen für Windkraftanlagen.
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Über INNOTECH GmbH
Die 2001 gegründete INNOTECH Arbeitsschutz GmbH ist ein Familienunternehmen mit Hauptsitz in Kirchham, rund 60 km südlich von Linz. Das Unternehmen setzt von Anfang an internationale Standards im Bereich Arbeitssicherheit und forciert die Weiterentwicklung innovativer Produkte in verschiedenen Branchen. INNOTECH hat sich, als einer der größten Hersteller in Europa, auf die Produktion von Anschlageinrichtungssystemen spezialisiert.
Im Bereich Arbeitssicherheit gilt INNOTECH als Mitautor der Planungsgrundlagen zur ÖNORM B 3417 und ist Mitbegründer des internationalen Arbeitskreises D.A.CH.S., einer Arbeitsgruppe von Experten aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Südtirol, die sich zum Ziel gesetzt hat, länderübergreifende Regelungen für Absturzsicherungen zu schaffen. Der Spruch „So sichern Sie Leben“ soll auf appellierende Weise für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit sensibilisieren und deren Notwendigkeit thematisieren. Arbeitssicherheit ist kein Thema von Quantität, sondern von Qualität. Seit Firmengründung ist dies die Philosophie von INNOTECH.
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