Nicht nur international, sondern auch in der österreichischen Hauptstadt sprießen seit einigen Jahren wahre Glaspaläste aus dem Boden. Damit diese allerdings so wunderschön bleiben, müssen sie regelmäßig gesäubert, gepflegt und gewartet werden. Tätigkeiten, die in der Regel von ausgebildeten Industriekletterern mithilfe professioneller Seilzugangstechnik (SZT) an Fassaden übernommen werden.
Aus ästhetischen Überlegungen entscheiden sich Architekten vielfach für die Anbringung einer Seilzugangstechnik. Damit sich aber auch die Seilzugangstechnik perfekt den Gebäudestrukturen anpasst, sollte sie von vornherein mitgeplant werden. Welche Herausforderungen bei der Planung und Umsetzung bestehen und welche Fehler vermieden werden sollten, sind im Folgenden zusammengefasst.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Planung und Umsetzung der Seilzugangstechnik?
Die Umsetzung der Seilzugangstechnik wartet mit einigen Herausforderungen auf, die durch eine frühzeitige und ganzheitliche Planung allerdings vermieden werden können:
- Befestigung:
Das Sicherungssystem für die Seilzugangstechnik muss so an der Fassade bzw. Konstruktion angebracht werden, dass es zugänglich bleibt. Beispielsweise wird diese Zugänglichkeit nach einem Absturz benötigt, um die betroffenen Systemteile auszutauschen. Zudem gilt es auch etwaige Umwelteinflüsse bei der Planung mit zu berücksichtigen. Grundsätzlich trotzen unsere Sicherungssysteme äußeren Einflüssen, wie der Witterung, hervorragend. Jedoch gibt es spezielle Situationen, die man bei der Planung nicht außen vor lassen sollte, wie beispielsweise dem Auftreten von gefrierendem Wasser.
- Austauschreparaturen:
Von vornherein muss die Konstruktion so geplant und montiert werden, dass einzelne Elemente des Sicherungssystems schnell und einfach getauscht werden können, wie beispielsweise nach einem Absturz. Damit dieser Austausch erfolgen kann, ist vorweg für die nötige Zugänglichkeit zu sorgen.
- Montage:
Auch die Montagegegebenheiten der Sicherungssysteme sollten bereits früh im Planungsprozess des Gebäudes mitbedacht werden, um einen zusätzlichen Aufwand oder erforderliche Unterkonstruktionen an der Fassade bestmöglich zu vermeiden.
- Systemintegration:
Bei der Planung der Arbeitswege für die Seilzugangstechnik liegt der Fokus darauf, so wenig Umstiegspunkte wie möglich zu haben, da diese eine Fehlerquelle darstellen. Je geringer die Anzahl der Unterbrechungen bei Fassaden, desto geringer ist die Anzahl der möglichen Fehlerquellen beim Umhängen (z. B. im Falle eines Seilwechsels).
Grundsätzlich besteht die Herausforderung bei der Planung und Umsetzung von Seilzugangstechnik an Fassaden darin, dass die Bedienbarkeit von Anfang an für alle bestehenden und zukünftigen Anforderungen so hoch wie möglich sein soll. Besonders an neuen, modernen Gebäudefassaden spielt dabei die Optik eine wichtige Rolle. Hierfür lassen sich in der Regel perfekte Lösungen finden, wie etwa die Möglichkeit Oberflächen zur optischen Veredelung zu eloxieren.
Welche Fehler sollten unbedingt vermieden werden?
Abgesehen davon, dass die Seilzugangstechnik nicht erst nach der Gebäudeerrichtung geplant und umgesetzt werden sollte, raten wir folgende 3 Fehler dringend zu vermeiden:
- Fehler: unzugängliche Anbringung der Befestigungsmittel
Wurden die Befestigungspunkte der Seilzugangstechnik so fixiert, dass sie im Nachhinein nicht mehr zugänglich sind, hat dies für spätere Reparatur- und Wartungsarbeiten spürbare Nachteile (z. B. Austausch eines Teils des Sicherungssystems nach Absturz).
- Fehler: unzulängliche Dokumentation
Jeder einzelne Montageschritt muss genaustens dokumentiert werden, denn es besteht eine generelle Dokumentationspflicht für Sicherungssysteme gegen Absturz. Ist die Dokumentation nicht vollständig, hat bei technischer Möglichkeit eine Neudokumentation zu erfolgen. Kann diese ebenso nicht nachgereicht werden, ist das entsprechende Sicherungssystem zu ersetzen und neu zu dokumentieren. Mehr dazu finden Sie in derDGUV Information 201-56 “Planungsgrundlagen von Anschlageinrichtungen auf Dächern”. INNO|doc erleichtert die Montagedokumentation immens, da es beispielsweise alle dokumentierten Projekte in einem Tool auflistet.
- Fehler: Zweckentfremdung der Systeme
Das Sicherungssystem muss für den vorgesehenen Einsatzbereich genutzt werden, eine Zweckentfremdung darf nicht vonstattengehen. Beispielsweise ist kein Materialtransport mit dem Sicherungssystem gestattet.
Gerade, wenn es um die Planung der Seilzugangstechnik geht, lohnt sich der direkte Austausch mit einem erfahrenen Partner für Absturzsicherung. Nicht nur, um ästhetische und technische Unzulänglichkeiten an den imposanten Gebäudefassaden zu vermeiden, sondern auch aus sicherheitstechnischen Gründen für die späteren Anwender.
Wer darf die Seilzugangstechnik an Fassaden verwenden?
Ist das System zur Seilzugangstechnik an einer Fassade umgesetzt, darf sie nur von zertifizierten, sachkundigen Personen verwendet werden. Diese müssen folgende Voraussetzungen erbringen:
- Medizinische Eignung gemäß G41 Arbeitsmedizinische Untersuchung
- Betrieblich veranlasster Erste-Hilfe-Kurs von mind. 1 Tag
- Mindestalter 18 Jahre
- Ausbildung, d.h.FISAT Level 1-3,IRATA International,FSBS und viele mehr
- Regelmäßige Schulungen: Sachkundigenschulungen des Herstellers undPSAgA-Schulungen wie DGUV G 312-906 (Sachkundeschulung zur Prüfung des Materials), DGUV R 112-198 (PSAgA Anwenderschulung) und DGUV R 112-199 (Rettungsschulung)
Auch zu berücksichtigen
Die FISAT Level geben an, in welche Richtung Industriekletterer sich innerhalb der Seilzugangstechnik fortbewegen dürfen:
- Level 1: vertikal
Stellt zugleich die Voraussetzung für die Anwendung einer Seilzugangstechnik dar. Der Kurs vermittelt das Basiswissen für Arbeiten im vertikalen System. Unter anderem wird hier auch der Seilwechsel thematisiert.
- Level 2: vertikal & horizontal
Dieser Kurs baut auf das Wissen und die Kenntnisse von Level 1 auf. Neben der vertikalen Seilzugangstechnik werden auch Rettungskonzepte näher in den Fokus gerückt.
- Level 3: horizontal, vertikal & diagonal
Hier wird nicht nur das Spannen von Seilen horizontal und diagonal, sondern auch Rettungstechniken aus den diagonalen, sowie vertikalen und horizontalen Seilsystemen behandelt. Darüber hinaus lernt man Baustellen zu planen und eine entsprechende Gefährdungsbeurteilung durchzuführen.
Fazit: Seilzugangstechnik an Fassaden planen und umsetzen
Eine professionelle und ganzheitliche Planung der Seilzugangstechnik ist die beste Voraussetzung, um später Zeit und Geld zu sparen. Außerdem ist für maximale Sicherheit aufgrund des minimierten Anwenderrisikos gesorgt. Kompetente Unterstützung finden Sie bei Ihrem Partner für Absturzsicherungen, Fachplanungsbüros und Experten für Seilzugangstechnik, Rettungskonzepte und Anwenderanleitungen.
In unserem kostenlosen Chekliste finden Sie weitere nützliche Informationen zur Seilzugangstechnik an Fassaden und Gebäuden.